Lassen Sie sich von uns zu einer Zeitreise in die vergangenen 100 Jahre lebendiger Wittler-Geschichte entführen!
1903 – Ein Selfmade packt zu: Die Gründungsphase
Heinrich Wittler hat schon eine beeindruckende berufliche Laufbahn als Meister und Nähmaschinenkonstrukteur in den Dürkopp-Werken hinter sich, als er im Jahr 1903 eine eigene Fahrrad- und Nähmaschinenfabrik unter dem Namen Wittler & Co gründet.
Die Anfangszeit der Selbständigkeit war mager. Die 8 Kinder des Firmengründers mussten in Ermangelung an Alternativen Senf auf die Brote streichen.
Im Jahr 1906 entsteht das Wittler-Gebäude an der Bleichstraße. Hier konnte de Fahrrad- und Nähmaschinenproduktion deutlich gesteigert werden.
1910 – Aufbau der Firma und die Kriegsjahre
Im neuen Gebäude erfindet Heinrich Wittler das Wittler-Patenttretlager und wird so deutschlandweit zum einzigen Hersteller von Kettenrädern mit angewalztem Rand. Innerhalb kurzer Zeit entstehen zahlreiche Erfindungen und Neuentwicklungen und der Name Wittler ist bekannt und wir mit hochwertigen Produkten in Verbindung gebracht.
1914 bricht der 1. Weltkrieg aus. Die Rohstoffknappheit führt zu Umsatzrückgängen und die Produktion wird auf die Herstellung von Zündkapseln und Spannschlösser für Flugzeuge erweitert. Nach Kriegsende übernahmen die Brüder Karl und Heinrich Wittler jun. Die Firma. Die Produktion konzentrierte sich wieder auf die Fahrradherstellung und konnte somit an die Erfolge vor dem Krieg anknüpfen.
1920 – Die „goldenen Zwanziger“ waren nicht nur golden
1922 zieht sich Firmengründer Heinrich Wittler sen. in den Ruhestand zurück und stirbt nur 2 Jahre später. 1923 erreicht die Inflation ihren Höhepunkt. Zu der Zeit kostet ein Brot 400 Milliarden Mark. Im November wird die Reichsmark eingeführt und der Spuk ist vorbei.
Mit der Fahrradproduktion erschließt die Firma Wittler & Co GmbH nun auch internationale Märkte und beschäftigt in der Mitte der 20er Jahre 500 Mitarbeiter. In dieser Zeit gehört das Unternehmen zu den bedeutendsten Fahrradherstellern. Als kurzes Intermezzo wird sogar ein Motorrad entwickelt, wobei sich der Absatz gegen die etablierte Konkurrenz schwierig gestaltet. Da das Publikum der goldenen 20er fahrradverliebt ist, kehren die Brüder schnell wieder zu Ihrer Kernkompetenz zurück.
1929 ziehen wieder dunkle Wolken auf, denn mit dem Crash der New Yorker Börse beginnt die Weltwirtschaftskrise.
1930 – Die Wittler-Brüder trotzen schweren Zeiten mit Innovationen und Erfindungen
Deutschlandweit geht der Absatz von Fahrrädern zurück. Um der Fahrradkrise zu begegnen, beteiligt sich die Gebr. Wittler GmbH 1936 an einer großen Fahrrad- und Motorradausstellung in Bielefeld. Präsentiert wird das Wittler-Zwillingsrad, bei dem die Fahrer – anders als beim Tandem – nebeneinander sitzen. Es ist sofort die Hauptattraktion auf der Messe. Mit Einführung eines Motor-Transportdreirades und dem Wittler Sofa-Rad – einem Vorläufer des heutigen Liegerades – stellt die Firma ihre Innovationskraft auf dem Markt erfolgreich unter Beweis.
Als entscheidender, prägender Schritt erwies sich in den Dreißigern jedoch der Einstieg in die Sicherheitskurbelproduktion. Diese rückschlagsicheren Handkurbeln wurden damals in großer Anzahl für alle Arten von handangetriebenen Maschinen und Hubvorrichtungen verwendet – in Industrie und vor allem im Bergbau und beim Militär. Mit seinem sicheren Gespür für technische Verbesserungen und effiziente Fertigung entwickelte Heinrich Wittler eine eigene Sicherheitskurbelbaureihe, die schnell großen Absatz fand.
1940 – Der zweite Weltkrieg und erste Nachkriegsjahre
Da Bielefeld wird von schweren Luftangriffen geschüttelt wird, lagern die Brüder die Produktion in das ländliche Westerenger aus. 1944 gerät der Enkel Wolfgang Wittler in Kriegsgefangenschaft; das Stammwerk in Bielefeld wird von Brandbomben getroffen und Karl und Heinrich Wittler jun. müssen hilflos mit anschauen, wie ein Gebäude nach dem anderen ausbrennt.
Nach Kriegsende 1945 beginnt in mühsamen, kleinen Schritten der Wiederaufbau. Langsam kehrt so etwas wie Normalität in das Leben zurück, da werden die Menschen erneut von der Inflation heimgesucht. Die Verzweiflung erreicht ihren Höhepunkt mit Einführung der D-Mark, zunächst ein Symbol für den Verlust jeglichen Vermögens. Doch Heinrich Wittler gelingt es, seine Mitarbeiter mit Tatkraft und Zuversicht anzuspornen und so ging es weiter aufwärts.
1950 – Rückkehr in das „normale“ Leben – unternehmerische Entscheidungen sind erforderlich
Nach Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft und dem Studium der Betriebswissenschaft tritt Wolfgang Wittler in das Unternehmen ein und kümmert sich um neue Geschäftskontakte. Sein Vater Heinrich Wittler jun. ist für die Fertigungskontrolle und Optimierung der Produktionsabläufe zuständig.
Seit Anfang der 50er Jahre macht sich ein Umsatzrückgang in der gesamten Fahrradbranche bemerkbar. Die Gebr. Wittler GmbH zeigt verstärkt Präsenz auf Messen und entwickelt ein hochwertiges Kinderfahrrad speziell für eine Kaufhauskette in den USA, aber Alle Bemühungen reichen nicht aus.
Die Zweiradkrise verstärkt sich 1955 / 56, da die Menschen lieber Autos statt Fahrräder kaufen. Auch die durch die Krise hervorgerufenen Dumpingpreise machen der Gebr. Wittler GmbH zu schaffen.
1956 tritt Wolfgang Wittler in die Geschäftsleitung ein, beendet die Fahrradproduktion und konzentriert die Firma konsequent auf das Produkt Sicherheitskurbel. Dieser schwere Entschluss erwies sich als richtig. Alle Mitarbeiter, die auf Grund der Umstrukturierung ihren Arbeitsplatz verloren hatten, konnten von Wolfgang Wittler an andere Unternehmen vermittelt werden.
Die Nachfrage nach der Sicherheitskurbel war groß. Bereits kurze Zeit später war die Firma auf die Erfolgsschiene zurückgekehrt und konnte umfassende Investitionen zur Modernisierung tätigen. Mit der Vermietung der freigewordenen Produktionsräume ergab sich ein neues, lukratives Geschäftsfeld, wodurch die Firma ihre Finanzkraft zusätzlich steigern konnte.
1960 – Erschließung neuer Kundenkreise
1961 wird Wolfgang Wittler zum alleinigen Geschäftsführer. Neben seiner kaufmännischen Begabung liegt seine besondere Stärke in der Gewinnung neuer Kundenkreise. Er besucht Firmen, fährt auf Messen und sucht stets den persönlichen Kontakt zu den leitenden Personen in den Unternehmen. Zahlreiche Reisen nach Frankreich zahlen sich aus. Ab 1965 steigt die Nachfrage aus dem Nachbarland stetig an.
Die meisten Wittler-Kunden im In- und Ausland stammen aus den Branchen Landwirtschaft, Industrie und Bergbau.
1970 – Ausweitung des Exports und Umfirmierung
In den 70ern erfolgt die Umfirmierung in die Gebr. Wittler GmbH & Co.KG. Es ist eine Zeit des Wachstums und die Firma kann ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich ausweiten – unter anderem in die Beneluxländer und in die Schweiz.
1980 – Rinderhaltung und Entsorgungsindustrie als neue Absatzgebiete
Seit Anfang der 80er Jahre gehört die Landwirtschaft zu den wichtigsten Kunden der Gebr. Wittler GmbH & Co.KG. Folgerichtig werden neue Modelle entwickelt, die besonders gut an die Anforderungen der Kunden angepasst sind.
1985 erhält der damalige Prokurist Herbert Böger das Bundesverdienstkreuz für seine Leistung. Er ist seit 50 Jahren im Unternehmen tätig.
Auf Kundenanfrage entwickelt die Firma 1989 die Ratsche mit Spannschloss. Wolfgang Wittler nutzt die Gelegenheit und generiert aus dieser Sonderanfertigung eine neue Produktlinie, mit der er der Firma ein neues Absatzgebiet erschließt: Der Markt für stationäre Abfallsammel- und Zerkleinerungsanlagen.
1990 – Fortschritt durch kontinuierliche Weiterentwicklung
Nachdem der Urenkel des Firmengründers, Jürgen Wittler 1997 sein Studium des Maschinenbaus beendet hat, tritt er als technischer Leiter in das Unternehmen ein. Wolfgang und Jürgen Wittler führen fortan gemeinsam die Geschäfte.
Nach Kundenanfrage wird nach intensiver Forschung eine neuartige Sicherheitskurbel entwickelt. Die Idee dazu stammt vom langjährigen Mitarbeiter Holger Wolschendorf. Dank seines Know-hows lässt sich die Druckrollen-Sicherheitskurbel schnell realisieren. Sicherheit, Robustheit und Bedienkomfort sind die entscheidenden Maßstäbe für das Qualitätsprodukt, das sich in der Landwirtschaft und dem produzierenden Gewerbe einsetzen lässt
Heute – Tradition und Zukunft
Mit neuen Ideen beginnt Jürgen Wittler nach seinem Eintritt mit der kontinuierlichen Verbesserung und Vereinfachung der Produktionsabläufe. Anfang des neuen Jahrhunderts kann das Unternehmen sich nun mit kurzen Wegen, modernen Maschinen und transparenten Abläufen schnell auf die Anforderungen seiner Kunden einstellen.
2013 verstirbt Wolfgang Wittler und Jürgen Wittler führt fortan die Gebr. Wittler GmbH & Co.KG in vierter Generation alleine weiter.
2018 verabschiedet sich der Prokurist Heinz-Peter Kasten nach 35 Jahren Firmenzugehörigkeit in den Ruhestand.